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Zwischen Bällen und Pumps

Beim VfB Lampertheim läuft’s rund: Mit 22 Punkten Vorsprung ist die erste Mannschaft im letzten Jahr bereits am 25. Spieltag in die Kreisliga B aufgestiegen. Vorsichtig optimistisch hatten sich die Verantwortlichen gezeigt und zunächst den Klassenerhalt als oberstes Ziel ausgegeben. Statt die Klasse zu halten, kam es für die Kicker aber noch viel besser: Nach hartem Kampf in der Relegation gegen den FSV Rimbach stand Ende Juni der erneute Aufstieg fest – ab geht’s in die Kreisliga A. „Es war ein echter Durchmarsch“, bilanziert Gisela Hanusch die vergangenen Monate und könnte mit dieser Bezeichnung genauso gut ihren eigenen Werdegang beim VfB beschreiben. Seit 2009 ist die Lampertheimerin Vereinsmitglied, seitdem war sie als Mannschaftsbetreuerin, Schriftführerin und Vorsitzende des Sportausschusses tätig. Seit Anfang des Jahres darf sich die Schuhverkäuferin außerdem offiziell als Vereinsmanagerin bezeichnen. Während sich die Spieler noch im Feiermodus befinden, hat Hanusch in den nächsten Tagen alle Hände voll zu tun. Die Sommerpause ist für sie nämlich Hochsaison. Zwischen Bällen und Pumps – im Gespräch mit unserer Zeitung blickt die Lampertheimerin auf ihre persönliche Entwicklung. Fachliche Weiterbildung gehört dazu „Beim VfB bin ich eigentlich als Spielerfrau gelandet“, schmunzelt Hanusch. Ihr Mann habe beim VfB Fußball gespielt und sie ihn immer öfter begleitet. „Man sitzt dabei, man sieht zu. Und irgendwann rutscht man ganz langsam in den Betreuerstab“, erinnert sie sich. So habe sie nach und nach Wehwehchen versorgt oder Leibchen gewaschen und daran immer größeren Gefallen gefunden. „Man war auf einmal irgendwie Teil der Mannschaft. Das gefiel mir deutlich besser als der regelmäßige Damenplausch abseits des Feldes“, betont die Lampertheimerin, deren Fußballerherz außerhalb Lampertheims für Borussia Mönchengladbach schlägt. Eines Tages sei der Vorstand auf ihren Mann Markus zugekommen. „Sie benötigten einen Sportausschuss“, erinnert sich Hanusch. Was es mit diesem Amt genau auf sich hat, sei ihr gar nicht bekannt gewesen. Als ihr Mann zugesagt habe, habe aber auch sie ihm ihre Unterstützung zugesagt. „Weil mein Mann Schicht arbeitet und oft verhindert war, bin ich immer öfter für ihn eingesprungen und habe mir nach und nach alles beigebracht“, so Hanusch. Sie habe gelernt, Passanträge zu stellen und Spielertransfers abzuwickeln, habe Rundenbesprechungen besucht und für die notwendigen Informationen manchmal drei bis vier Mal beim Hessischen Fußballverband angerufen. „Es hat sich dann so ergeben, dass ich 2013 selbst den Vorsitz des Sportausschusses übernommen habe“, erklärt die 41-Jährige. Trainer einstellen und entlassen, Spieler verpflichten, Vorbereitungspläne erstellen, Spielpläne überprüfen – all das falle nun in ihren Aufgabenbereich. Doch damit nicht genug. „Mit der Zeit habe ich immer mehr Lehrgänge besucht, um mich entsprechend weiterzubilden. Neben vielen Kurzschulungen zählte dazu auch der Vereinsmanager-Lehrgang an der Sportschule Grünberg“, erklärt Hanusch. An vier Wochenenden habe sie 2015 gelernt, wie man ein Vereinskonzept erstellt, das den Verein weiterbringt. „Ich habe wochenlang zuhause gebrütet und unsere Jugendarbeit neu strukturiert“, so Hanusch, die ihre Abschlussprüfung im Januar dieses Jahres erfolgreich bestanden hat. Eine Frau als Managerin in einem Verein, der aus 350, vor allem männlichen Mitgliedern, besteht – Vorurteile? „Damit hat man natürlich immer mal wieder zu kämpfen. Die meisten haben aber Respekt vor mir und finden es gut, was ich mache“, betont Hanusch, die am VfB vor allem den großen Zusammenhalt im Verein, auch über die Abteilungen hinweg, schätzt. „Mein Herz hängt an diesem Verein. Wenn ich das Trikot irgendwann ablegen sollte, dann weil ich in Rente gehe“, scherzt sie und richtet den Blick schon wieder auf den 14. August. Da geht nämlich die nächste Runde wieder los.